Vor der "Investiture"
So, morgen ist es soweit, die erste Runde der "investiture" bei den Sozialisten steht an. Alle 200.000 PS-Mitglieder sind aufgefordert ihre Stimme abzugeben. Wer macht das Rennen? Schwer zu sagen. In den zurückliegenden Fernseh-Duellen zwischen den drei Kandidaten-Kandidaten der Parti Socialiste (PS) hat Dominique Strauss-Kahn (oder "DSK" wie die französische Presse bloß sagt) auf alle Fälle in den Umfragen gegenüber Royal deutlich aufgeholt. Laurent Fabius ist eher abgeschlagen. Auf die Umfragen sollte man allerdings nicht soviel geben (nicht nur aufgrund der Erfahrungen in Deutschland 2005...), weil da natürlich die gesamte Bevölkerung befragt wird und nur "PS-Anhänger" gesondert ausgegeben werden. Wie die Stimmungslage unter den PS-Mitgliedern ist, vermag aber niemand genau zu sagen. Sicher ist, dass Ségolène Royal im eigenen Parteilager auf alle Fälle sehr viel umstrittener ist als in der gesamten Bevölkerung. Bei einem der Fernseh-Duelle (bei denen auch immer live viele Parteimitgieder anwesend sind) wurde sie bei Betreten des Saales jedenfalls einmal heftigst ausgebuht. Laurent Fabius allerdings auch. Es wird also spannend morgen...
Ob ich als PS-Neumitglied morgen auch mitwählen kann, ist allerdings noch so ganz klar. Ich muss auf einer ominösen "Wahlliste" eingetragen sein, ob ich das allerdings bin, konnte mir bisher noch niemand so genau sagen...
DSK: seul capable à battre Sarkozy?
DSK verkündet jedenfalls schon seit Wochen, dass er der einzige sei, der das Zeug habe, die gesamte Linke hinter sich zu vereinen und so Sarkozy zu schlagen. Da mag möglicherweise was dran sein, schwer zu sagen. Ségolène ist ja in der Vergangenheit auch öfters mal mit ziemlich konservativen Vorschlägen zur Bekämpfung der Jugendkriminalität angekommen, da kann man sich schon vorstellen, dass andere Parteien des linken Lagers da so ihre Probleme mit haben. Für Ségolène spricht aber halt ihre gerade zu unheimliche Beliebheit in der Bevölkerung. Ganz davon abgesehen vertritt Ségolène natürlich auch viele sehr unterstützenswerte Positionen, z.B. was eine Bildungsreform anbelangt (gerade auch für benachteiligten Banlieu-Jugendlichen). Das einzige womit Laurent Fabius ernsthaft aufwarten kann, ist der Fakt, dass er schon mal Ministerpräsident war, also quasi schon Regierungserfahrung in einem hohen Staatsamt hat. Das erzählt er Land auf, Land ab, weil es auch das einzige ist was er ernsthaft anzubringen hat, meiner Meinung nach. Ach so: Seine Vorschläge zur Verbesserung der Partiipation sind noch ganz ok (er will auch die Rolle des Parlaments im pol. System stärken), aber damit kann man halt keine Wahl gewinnen...
Falsches Spiel mit Ségolène
Inzwischen wird der Wahlkampf auch immer schmieriger: Zwischenzeitlich platze plötzlich, "zufällig" die Bombe, dass Ségolènes Bruder, der Marinetaucher war und für den Geheimdienst gearbeitet hat, angeblich vor 20 Jahren die Bombe an das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" angebracht haben soll, die das Schiff damals im Hafen von Auckland versenkte und dabei noch einen Menschen tötete. Damit wurden die Greenpeace-Proteste gegen französische Atomtests verhindert, was allerdings auch zu einer Regierungskrise der Präsidentschaft Mitterrants führte. Mit der ganzen Aktion sollte jedenfalls ganz offensichtlich Ségolène diskreditiert werden, was allerdings eher nach hinten los gegangen ist, weil sich jetzt natürlich alle fragen, wer diese vertraulichen Informationen an de Presse gegeben hat. Ganz offensichtlich steckt jedenfalls das konservative Lager dahinter.
Dr. Faustus - 15. Nov, 14:59