Montag, 12. März 2007

Der Mann, mit dem niemand gerechnet hat: Francois Bayrou

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Bei der Überschrift "Der Mann, mit dem niemand gerechnet hat" denkt man wahrscheinlich unwillkürlich an Jean-Marie Le Pen. Diesen hat 2007 nach dem Debakel vom 21. April 2002, als Le Pen im ersten Wahldurchgang den zweiten Platz machte, allerdings wirklich jeder auf der Rechnung.

Gestern Abend hat jetzt endlich Jacques Chirac, Monsieur le Président de la République, in einer Fernsehansprache mitgeteilt, dass er für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Vefügung stehen wird. "Je ne solliciterai pas vos suffrages pour un nouveau mandat." ("Ich werde mich nicht um Ihre Unterstützung für ein neues Mandat bemühen", so sagt man das auf französisch.) Anschließend kam dann noch eine für Deutsche etwas kitschig erscheinende "Liebeserklärung" an Frankreich und die französische Nation: "Pas un instant, vous n'avez cessé d'habiter mon coeur et mon esprit. Pas une minute, je n'ai cessé d'agir pour servir cette France magnifique. Cette France que j'aime autant que je vous aime." Chirac liebt die Franzosen und wir alle lieben sie mit ihm für genau solche Fernsehansprachen. Ministerpräsident Dominique de Villepin fasst es mit Tränen in den Augen zusammen: "Il me manque déjà..." ("Ich vermisse ihn schon jetzt...")

Außerdem hat der somit scheidende Präsident der 5. Republik seine Mitbürger vor extremen Parteien und ihren Präsidentschaftskandidaten gewarnt. Damit dürfte wohl vor allem Le Pen gemeint gewesen sein. Dieser wiederrum dürfte zur Zeit ganz andere Sorgen haben als vom Präsidenten gerüffelt zu werden. Eine Besonderheit des politischen Systems Frankreichs ist nämlich, dass ein potentieller Kandidat für das höchste Staatsamt 500 Unterstützer-Unterschriften politischer Funktionsträger (Bürgermeister, Abgeordnete, Senatoren) braucht . Das ist die sog. "parrainage", also "Patenschaft" für den Kandidaten, gedacht als Filter, dass nicht jeder Dahergelaufene kandidieren kann. (Trotzdem gab es 2002 16 Kandidaten im ersten Wahlgang.) Nach 2002 sind jetzt alle etwas vorsichtiger geworden, Le Pen mit ihrer Unterschrift zur Kandidatur zu verhelfen. Besonders vorsichtig sind natürlich die sozialistischen Politiker, die immer noch an dem "Trauma von 2002" leiden. Einige Bürgermeister sind nämlich tatsächlich nicht mehr wiedergewählt worden, nachdem herauskam, dass sie 2002 für Le Pen unterschrieben haben (die Unterschriftenlisten werden vor den Wahlen vom Conseil Constitutionnnel veröffentlicht). Die PS-Führung hat ihrer Basis außerdem eine Art "Le Pen-Embargo" verordnet. Le Pen hat deshalb zur Zeit einen noch dickeren Hals als sonst, da ihm noch einige Unterschriften fehlen (die Presse munkelt so ca. 50 fehlen ihm noch) und er nur noch bis zum 16. März um 18.00 Uhr Zeit hat, um die 500 Unterschrift beim Conseil Constitutionnel einzureichen. Le Pen hat deshalb eine Task Force eingerichtet, die in den letzten Wochen 30.000 Bürgermeister abtelefoniert hat und dafür angeblich über 1,5 Mio. Euro ausgegeben hat. Andere wiederum vermuten, dass das alles nur eine Medienkampagne ist, damit sich Le Pen als "Opfer" der etablierten Parteien darstellen kann, die ihn von der Wahl ausschließen wollen, er aber in Wirklichkeit seine Unterschriften schon längst zusammen hat.

Le Pen wird in Frankreich jedenfalls nicht mehr so unterschätzt wie 2002. Jetzt gibts da aber plötzlich jemand noch ganz anderen: Francois Bayrou. In Deutschland wird ihn wahrscheinlich nur der ausgewiesene Frankreichspezialist kennen. Bayrou ist Vorsitzender der UDF (Union pour la démocratie francaise), einer Mitte-Rechts-Partei mit starkem sozialem Einschlag. Er verkörpert so etwas wie einen politischen Kompromiss zwischen Royal und Sarkozy. Die neusten Umfragen, sehen Ségolène Royal, Nicolas Sarkozy und Francois Bayrou zur Zeit gleich auf. Was für einen kometenhaften Aufstieg in den Umfragen Bayrou inden letzten Wochen hingelegt hat! Wird es 2007 das dritte Mal nach 1969 und 2002, dass kein Kandidat der linken in den zweiten Wahldurchgang kommt und zwei rechte Kandiadten das Rennen unter sich ausmachen? Auf der anderen Seite fischt Bayrou natürlich auch im gleichen Becken um Wählerstimmen wie Nicolas Sarkozy... Es wird also spannend.

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